Max 8

Was bedeutet MAX 8?

Mit diesem Logo, das vielleicht Geschwindigkeit, Größe, oder Grenze eines Zustandes anzeigen könnte, bezeichnet der Stuttgarter Künstler Ulrich Bernhardt einen mehrteiligen Ausstellungs-Zyklus, der an mehreren Orten der Welt gezeigt und sich jeweils anders präsentiert wird. Ulrich Bernhardt folgte den Spuren von Max Eyth (englisch ausgesprochen: Max Eight) und dokumentierte den Wandel dieser Orte durch die Folgen der Industrialisierung mit Appellen an die Zukunft. Der Chefredakteur der Times Picayoune in New Orleans, mehrfacher Pulitzer Preisträger, formulierte nach dem Hurrikan Katrina 2006:
„Wir müssen uns neu erfinden!“

Wer war Max Eyth und welche Bedeutung hat er für Samara?
War er ein Spion, ein Technikpionier, oder ein populärer Schriftsteller?

Max Eyth war ein deutscher Ingenieur, aber im Dienst der englischen Dampfmaschinenfabrik Fowler. Weltweit verkaufte er Dampflokomobile für die Landwirtschaft mit einem besonderen Patent. Anstatt wie heute Traktoren mehrscharige Pflüge hinter sich herziehen, wurden mit diesen 20 Tonnen schweren Maschinen, die nur sehr langsam fahren konnten, über Seilwinden die Pflüge über große Ackerflächen hin und her gezogen. Nur Großgrundbesitzer konnten sich diese Dampfmaschinen leisten und in Betrieb halten. Nach Samara kam Max Eyth 1876 im Auftrag eines englischen Lords und Parlamentsabgeordneten, der sich aus einer Laune ein großes Landgut in Timaschwo gekauft hatte. Er wollte die modernste Agrartechnik einsetzen und Geld spielte keine Rolle um die 50 000 Pfund teuren Maschinen von England nach Timaschwo zu transportieren. Max Eyth beschrieb sehr spannend dieses Abenteuer in einer Gegend, in der man zuvor, ausser der Eisenbahn, noch keine große Maschine im Einsatz gesehen hatte. In einem fiktiven Interview wird dieses Abenteuer auf dem Videofilm, eines historischen Dampfpflügens mit den restaurierten Fowlermaschinen, in der Ausstellung gezeigt. Auch erzählt Max Eyth , warum er als Spion von der zaristischen Polizei verdächtigt wurde und warum er schnell aus Samara verschwinden musste.

Was kann uns an seiner Geschichte heute noch interessieren?

Wir stehen heute wieder vor großen technologischen Herausforderungen. Die Folgen der Industrialisierung, besonders der Großtechnik, durch Umweltverschmutzung, Ressourcen-Verschwendung, Schädigung des biologischen Gleichgewichts und der Artenminderung, zwingen uns neue Wege zu gehen und einen Technologiewandel einzuleiten.

Welche Technik brauchen wir für die Zukunft?

Einiges hatte Max Eyth vorausgesehen, anderes nicht. Wir brauchen wieder für die Zukunft mutige und kritische Ingenieure und engagierte Autoren, die ihr Publikum für diese Themen begeistern können. Dafür ist Max Eyth ein Beispiel:

„Das haben wir Ingenieure vor anderen Menschen voraus – unsere Geister kommen nicht aus der Welt, die war, sondern aus der, die sein wird.“

Das Ausstellungsprojekt soll zur Diskussion und zur Mitarbeit anregen. Es ist deshalb folgerichtig und von dem Künstler gewollt, dass dieses in einem Diskussionsprozeß entsteht und weitergeführt wird. In dem literarischen Kolloquium, das dieser Ausstellung von dem Deutschen Zentrum und der Staatsuniversität Samara am 28. Mai 2013 vorausging, wurden von Studentinnen Referate zu Max Eyth und seinem Aufenthalt im Oblast Samara vorgetragen, die sich auch kritisch mit seiner Person beschäftigten. In einem anschliessenden Workshop diskutierte und formulierte Bernhardt zusammen mit den Studentinnen Fragen an die Zukunft, die jetzt in der Ausstellung zu sehen sind. Die Gestaltung und textliche Bearbeitung der Ausstellung erfolgt gemeinsam von den Künstlern Ulrich Bernhardt und Laura Bernhardt und mit Prof. Dr. habil. Sergej Dubinin und Studentinnen des Lehrstuhls für deutsche Philologie der Staatsuniversitaet Samara.

Diese Ausstellung ist der letzte Teil des Partnerschaftsjubiläums Stuttgart – Samara und ist im Kosmosmuseum Samara vom 4.7.–4.9.2013 zu sehen.
Sie wird gefördert durch die Stadt Stuttgart durch die …Amazonenwerke und die DLG Deutsche Landwirtschaft Gesellschaft.