Kuratorische Arbeit

Künstlerbegegnung

Die Informationswoche „Neue Kunst aus Polen“ ist das Ergebnis eines begonnenen intensiven Künstlerkontakts zwischen deutschen und polnischen Künstlern. Bei dem IX. Künstlerkongress der AIAP 1979 in Stuttgart kamen die ersten Meinungs- und Informationsansätze zwischen dem Künstlerhaus Stuttgart und der Studio Galerie in Warschau zustande. Dann folgte eine Einladung für Oktober 198o an das Künstlerhaus Stuttgart, in der Studio Galerie auszustellen und Veranstaltungen zu machen. An der ersten Begegnung nahmen die Künstler teil: Peter Below, Ulrich Bernhardt, Klaus vom Bruch, Heinz R. Decker, Jürgen Elsässer, Christian Günther, Klaus Heuser, Heinz E. Hirscher, Ulrich Klieber, Beate Knapp, Otto Kränzler, Guido Messer, Marcel Odenbach, Julio Rondo-Blanco, Ulrike Rosenbach, Angelika Schmidt, Heidemarie von Wedel, Sanfte Strukturen. In den Veranstaltungen lernten wir einige Warschauer Avantgarde Künstler kennen und in privaten Gesprächen schätzen. Wir waren überrascht, mit welcher Intensität und künstlerischer Verantwortung sowie Informiertheit die polnischen Künstler sich äußerten. Das war für uns westdeutsche Künstler auch eine positive Herausforderung. Im Austausch lud das Künstlerhaus Stuttgart Künstler im Umfeld der Studio Galerie in Warschau für Herbst 1981 ein, um an Beispielen im Rahmen einer Vorstellung „Neue Kunst aus Polen“ über neuere Entwicklungen der polnischen Kunst zu informieren. Wir sind beeindruckt von der Menschlichkeit und der philosophischen Konsequenz dieser uns hier gezeigten Arbeiten. Die Utopie der Avantgarde der 2oer Jahre war Internationalismus und Völkerverständigung, bevor diese vom Zweiten Weltkrieg aller ihrer Hoffnungen beraubt wurde. Wir sehen uns heute in ähnlicher Situation. Können wir heute diese Welt durch unser Leben und unser Werk mit unserem humanitären Willen und unseren künstlerischen Vorstellungen erfüllen? Ausschlaggebend für das Gelingen dieses Vorhabens ist die Öffentlichkeit, die diesen ungefilterten Dialog erkennt, annimmt und in Zukunft auch mehr fördert.

U. Bernhardt

Stuttgart, Oktober 1981