Der Sarkophag

 

Ulrich Bernhardt hat schon in der Videoinstallation Zeitstollen diesen Aspekt der Zeit, die Halbwertzeit von Plutonium 239, thematisiert, die 24 400 Jahre beträgt und eine Abschirmung dieses Stoffes van mehreren hundert Tausend Jahren notwendig macht: Endlagerung mit Ewigkeitsdenken, Zeitfluß van grenzenloser Ausdehnung.

Die Installation Sarkophag stellt in Ulrich Bernhardts Werk in der Logik seiner engagierten Kunstproduktion der zurückliegenden Jahre, seiner Auseinandersetzung mit zeitlichen. historischen Dimensionen unserer Existenz. Zugleich wird in ihr die Umkehrung der Werte deutlich,die Ulrich Bernhardt in seinem permanenten Vergleich unserer Zeit mit der der Antike, der Wiege unserer Kultur, entdeckt zu haben glaubt. Ist der Sarkophag im alten Ägypten Behältnis für einen Toten, der einbalsamiert auf seine Wiederauferstehung, auf ein neues Leben wartet, auf ein besseres Dasein, wird der Sarkophag in Tschernobyl zum Behältnis des Todes, der Zerstörung, zum vermeintlichen Schutz einer nicht endenden Bedrohung – der lebende Tod.

Der Saal der Helden
Düstere, mit Graphit geschwärzte Winde tragen die Namen von Opfern, die der schleichende Strahlentod ereilt hat und noch ereilen wird, gestern, heute, morgen, erst in Jahren. Das Graphit ist wichtiger Bestandteil der Reaktoren des Tschernobyl-Typs RBMK (graphitmoderierter Hochleistungs-Druckröhren-Siedewasserreaktor], aus ihm besteht der Reaktorblock, der im Fall Tschernobyl nach Ausfall des Kühlsystems sich selbst entzündet, nachdem die Temperatur im Reaktorkern die kritische Marke überschritten hat. Danach ist der Brand, der explosionsartig die Reaktorhülle des Blocks 4 sprengt, nur schwer unter Kontrolle zu bringen. Radioaktivität in größerem Ausmaß entweicht. Die radioaktive Wolke von Tschernobyl macht sich auf den Weg, über Europa ihre Fracht zu verteilen.