Achill’s Schild

Die Themen der Film‑ und Videoarbeiten Ulrich Bernhardts beziehen sich vorwiegend auf die griechische Mythologie.

„der Mythos (ist) die einzige Stimme des Bewußtseins (… ), ich meine außerhalb des Bereichs logischer Intuition, und wenn diese Wahrheit unserem Bewusstsein widerstrebt; so weil sie nie gedacht wird, weil sie in ihren sich wandelnden Formen nicht gedacht werden kann, sondern starr, gleichsam statisch und somit außerhalb des Unbewussten, von ihm unabhängig erscheint. Daß diese stolze Wahrheit sich bescheide: sie ist nur eine Modalität, und wenn sie sich überlebt, so nur, weil sie in jeder Hinsicht vom Tod gezeichnet ist. Sie ist der Phönix des Geistes, zu fortgesetzter Verbrennung verurteilt.“
(Aragon, Louis: Le Paysan de Paris)

Homer schildert den Schild des Achilles, eine göttliche, magische Waffe, als sinnliches Paradoxon im sinnlosen Kampf. Die erste Bildbeschreibung europäischer Kultur. Krieg und Frieden ‑ das alte Thema aktuell. Der Tanz letzter Überrest antiker, gelebter Kultur ist der Faden, der im Labyrinth der toten Warenwelt geknüpft wird, Lebensgefühl in umbauter Unwelt.

Kennt unsere anonyme Alltagswelt nur Gebrauchshelden, der Mythos des Fernsehens nährt sich aus seiner alltäglichen Präsenz. Man erkennt nicht die schicksalshafte Verkettung der Zustände, die es erzeugt. Die Metropole, die es einzunehmen gilt, ist schon in Sonden in unser Bewusstsein gepflanzt. Demoskopen haben die Rolle der Orakel eingenommen, Maschinen die Heroen abgelöst.’Das Symbol, dem das ‚Heute‘ sich zukehrt, das Allerneuste, in dem zugleich das Archaische der Gesellschaft sich offenbart, ist der Polizist.‘ Die Operationalisierung des Undenkbaren hat zugenommen, die Lebenslügen gedeihen. Sendeschluss.
U. B. 17.7.1980

„Neue Mythen entstehen auf Schritt und Tritt. Wo der Mensch gelebt hat setzt die Legende ein, ja dort wo er noch lebt. Das Lebensgefühl von heute ist morgen schon ein anderes. Eine Mythologie wird geknüpft und löst sich wieder auf.“
(Aragon,: Le paysan de Paris)

„Konnt‘ ich ihn doch so gewiss entrücken dem grausamen Tode Fern in die Weite, sobald ihm naht das schreckliche Schicksal, Wie ihm die herrlichen Waffen bereit sein werden, die mancher, Wer sie gewahrt, bestaunen noch wird von den Völkern der Menschen.“
ILIAS, Achtzehnter Gesang