Turm der Winde – Universität Hohenheim

Was ist denn an dieser Skulptur neuartig und besonders?

Erstmalig wird eine Skulptur mit ständig aktuellen meteorologischen Daten vom Zentralrechner einer Universität gespeist und zeigt diese an. Die Kombination von apparativer Kunst mit einer Plastik im Außenbereich, beschert der traditionellen Skulptur ein funktionierendes Innenleben. Die Anzeigen dieser Werte fungieren wie innere Organe im plastischen Körper. Sechs Kabinette bieten Raum für die Inszenierungen nüchterner Messwerte: z.B. für Luftdruck, Feuchte und Temperatur. Sie zeigen aber auch den Belastungsgrad der Umwelt mit dem Reizgas Ozon. Steigt dieser über den kritischen Wert bekommt die Skulptur Magenverstimmung und leuchtet rot auf. Dagegen blinken auch bei schlechtem Wetter die gesammelten Sonnentage still und beharrlich. Sie warten wie die Bienen im Stock auf wärmere Zeiten. Der Mond wandert stetig mit großen Galoschen und seine Phasen sind auch bei Tag erkennbar, wenn er durch die Sonne geblendet ist. Die Temperaturen der Mutter Erde sind besonders für die Pflanzen wichtig. Denn mit warmen Kopf und kalten Füßen, oder umgekehrt lässt sich’s nicht gut gedeihen. Einen leeren Raum kann es in der Wissenschaft nicht geben. Er muss mit Theorien ausgefüllt sein, die bewiesen werden müssen. Der unbekannte Messwert hat jedoch sein Vorbild im antiken Athen. Denn die Athener hatten, wie der Apostel Paulus berichtet, dem unbekannten Gott ein Standbild geweiht. Die Skulptur „Turm der Winde“ ist kein readymade, sondern ein ever ready, synchron-made. Ich wollte eine Skulptur mit einem Zeitimpuls erschaffen, die lebt und die beständig auf die Umwelt reagiert, in einem Rhythmus ähnlich eines schlagenden Herzens.

Institut für Physik & Meteorologie Prof. Wulfmeyer
Bauherr: Unibauamt Stuttgart & Hohenheim
Architekt: Dieter Faller Stuttgart